Amager Bakke: Anlage zur Müllverbrennung und Skipiste in einem Projekt
Mit dem Amager Bakke entsteht in der dänischen Hauptstadt eine innovative Müllverbrennungsanlage – die gleichzeitig Zentrum eines Naherholungsgebietes wird.
Mit dem Bau des Amager Bakke verfolgt Kopenhagen ehrgeizige Ziele. Die Müllverbrennungsanlage ist eines der derzeit größten Umweltprojekte Europas und soll den Müll der gesamten Stadtbevölkerung entsorgen. Gleichzeitig wird die Anlage umweltfreundlich Strom und Fernwärme für bis zu 150.000 Haushalte erzeugen. Damit ist das Amager Bakke ein wesentlicher Bestandteil des Kopenhagener Plans, bis zum Jahr 2025 klimaneutral zu werden und das Umweltbewusstsein zu stärken. Nicht zuletzt deshalb entsteht das Amager Bakke nicht in der Peripherie, sondern direkt an der Uferpromenade der dänischen Hauptstadt.
Das Gebäude muss somit großen Ansprüchen gerecht werden. Zum einen gewährleisten hohe Umweltstandards die Sicherheit der Anwohner und die Klimafreundlichkeit der Anlage. Zum anderen aber soll sich das riesige Bauwerk mit einer Grundfläche von 41.000 Quadratmetern (etwa sieben Fußballfelder) und 85 Metern Höhe harmonisch in das Stadtbild Kopenhagens einfügen. Inmitten bereits bestehender Freizeitmöglichkeiten wie den zahlreichen Radstrecken und der Uferpromenade im Stadtteil Amager wird das Amager Bakke als Zentrum des Naherholungsgebiets den Kopenhagener Bürgern und Besuchern zur Verfügung stehen.
Um all diese Anforderungen erfüllen zu können, hat sich der Bauherr, der städtische Entsorgungsbetrieb ARC (Amager Resourcecenter), für ein mutiges Projekt entschieden, das weit über eine klassische Müllverbrennungsanlage hinausgeht. Das Konzept aus der Feder des dänischen Architekturbüros Bjarke Ingels Group (BIG) sieht vor, mit einer Skipiste auf dem Dach und einer Kletterwand an der Seite des Gebäudes eine besondere Attraktion für die Kopenhagener zu schaffen. Anstatt eines ständigen Ausstoßes von CO2 wird die Menge bis zu einer Tonne angesammelt und dann als sichtbarer Rauchring mit einem Mal entlassen, um so das Bewusstsein für Umweltschutz und Ressourcenschonung zu schärfen.
Planung und Kontrolle dieses außergewöhnlichen Gebäudes verantwortet die dänische Ingenieursfirma Moe A/S, die bereits andere besondere Architekturprojekte in Dänemark realisiert hat. Seit 2007 arbeitet das Unternehmen mit Tekla Structures, der Building Information Modeling (BIM) Software von Trimble.
Beim Bau des Amagger Bakke wurde die BIM-Technologie bereits in der Ausschreibungsphase eingesetzt. Der Bauherr ARC ist von den Vorteilen einer frühen Planung mit BIM überzeugt und unterstützte diese Vorgehensweise. Anders Bilgaard, Planungsleiter bei Moe A/S, erklärt:
„Wir arbeiten das ganze Projekt hindurch mit BIM. Die Software wird für die verschiedensten Bereiche eingesetzt, beispielsweise bei der Modellierung der Stahl- und Stahlbetonelemente, bei der 4D-Fertigungsplanung und bei der Ermittlung des Materialbedarfs.“ Damit umfasst das BIM-Modell nicht nur die Konstruktionszeichnungen, sondern alle Informationen über das geplante Gebäude.
„Wir haben bei verschiedenen Stahlprojekten gute Erfahrungen mit Tekla Structures gesammelt. Die Software ermöglicht einen vollständigen Überblick über das Bauprojekt und liefert exakte Informationen für die Planung und Ausführung. Wir können Unstimmigkeiten und Probleme damit bereits im Planungsbüro erkennen und lösen und nicht erst auf der Baustelle.“
Ástridur E. Ásgeirsdóttir, Chief Competence Manager BIM/Tekla Structures bei MOE
Der Einsatz von BIM-Technologie erleichtert auch den Umgang mit den enormen Materialmengen, die in diesem Projekt benötigt werden. Allein für das Fundament wurden 2.500 Bohrpfähle in den Grund getrieben und mit 30.000 Kubikmeter Beton bedeckt. Während der untere Teil des Gebäudes größtenteils aus Stahlbeton besteht, kommt für den oberen Teil hauptsächlich Stahl zum Einsatz, der eine offene, leichte Gestaltung ermöglicht. Das Dach wiederum wird aus 12.5000 Quadratmetern an vorgefertigten Betonplatten bestehen. Insgesamt sind für die Gebäudekonstruktion etwa 5.500 Tonnen Stahl nötig. Dazu kommen die eigentliche Müllverbrennungsanlage im Inneren des Gebäudes sowie die Installationen für Skipiste und Kletterwand.
BIM in allen Projektphasen
Basierend auf den exakten Daten im BIM-Modell lassen sich die Mengen der benötigten Materialien bereits in der Ausschreibungsphase äußerst präzise ermitteln und dadurch besser kontrollieren. Die Kosten bei verschiedenen Anbietern können direkt mittels der im Modell eingepflegten Produktinformationen verglichen werden. So lässt sich das beste Angebot immer schnell und mühelos finden. Dies erleichtert nicht nur die Kalkulation während der Ausschreibungs- und Planungsphase, sondern auch die Koordination des Bau- und Lieferablaufes während der Konstruktion des Gebäudes. Zudem können Abmessungen und Zeichnungen bis ins kleinste Detail, beispielsweise Nieten und Bolzen, direkt aus dem entworfenen Modell abgeleitet werden, was Zeit spart und Fehler beim Übertragen der Informationen verhindert.
Reibungslose Kommunikation und Zusammenarbeit
Um ein Projekt diesen Umfangs koordinieren zu können, ist es außerdem unabdingbar, dass alle Verantwortlichen zu jeder Zeit Einsicht in die vollständige, aktuelle Planung und den Planungs- und Baufortschritt haben „Es ist sehr wichtig, eine effektive Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen zwischen den verschiedenen Akteuren zu gewährleisten. Je mehr Informationen im BIM-Modell zusammengefasst sind, desto effektiver lässt es sich nutzen“, erklärt Anders Bilgaard. „Beispielsweise modellierten wir die komplette Bewehrung, um so dem Bauunternehmer exakte Maße liefern zu können.“
Die Kommunikation mit Vertragspartnern und Zulieferern war mithilfe des BIM-Modells, das von Anfang an benutzt wurde, viel einfacher. Das gilt auch für die Firma Züblin Stahlbau GmbH, die das Stahlskelett des Gebäudes fertigte. Das 3D-Modell lieferte Züblin die notwendigen Informationen für das Design und die Konstruktionspläne sowie für die Stahlproduktion und konkrete Installationen auf der Baustelle. Änderungen konnten sofort umgesetzt und nachvollzogen werden. „Der entscheidende Vorteil für uns war, dass mehrere Teams gleichzeitig an demselben Modell arbeiten konnten - Verantwortliche für Analyse genauso wie für Planung und Ausführung. Außerdem enthielt das Tekla-Structures-Modell alle Deadlines“, erläutert Steffen Sindermann von Züblin Stahlbau.
Beim Amager Bakke arbeiten bis zu sieben Konstrukteure gleichzeitig mit Tekla Structures und halten das Gebäudemodell stets auf dem neuesten Stand. So können die Bauingenieure regelmäßig das software-generierte 3D-Modell zu Rate ziehen, insbesondere vor komplizierten Konstruktionsschritten. Dies hält sowohl die Dauer des Baus wie auch dessen Budget im vorgesehenen Rahmen – bei einem Projekt dieser Größenordnung keine Selbstverständlichkeit.
„Building Information Modeling wird idealerweise von der Konzeptionsphase bis zur Umsetzung auf der Baustelle genutzt. Tekla Structures ist nicht nur ein effektives Konstruktionstool, sondern auch eine ausgesprochen praktische Kommunikationsplattform, die uns mehr Transparenz und effizientere Zusammenarbeit ermöglicht.“
Ástridur E. Ásgeirsdóttir, Chief Competence Manager BIM/Tekla Structures bei MOE
Mit dieser technischen Unterstützung wird Amager Bakke wahrscheinlich 2017 fertiggestellt werden. Dann wird Kopenhagen nicht nur eine der modernsten Müllverbrennungs- und Energiegewinnungsanlagen besitzen, sondern auch ein spektakuläres architektonisches Schmuckstück, das industrielle Notwendigkeit mit zeitgemäßem urbanen Leben vereint und ein Vorbild künftiger Stadtplanung ist.
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