Papiermaschine PM5: Modellbasierte Planung und Zusammenarbeit
Das Thüringer Unternehmen Bau-Consult Hermsdorf hat die Vorteile von Building Information Modeling (BIM) schon vor Jahren erkannt und gehört unter den deutschen Planungsbüros zu den Vorreitern beim Einsatz von modellbasierter Planung und Zusammenarbeit.
Auch beim Neubau einer Papierfabrik in Aalen-Neukochen setzte das Planungsbüro ganz auf BIM. Das Projekt „Papiermaschine PM5“ belegte bei den Tekla DACH BIM Awards 2020 den dritten Platz und umfasst den Neubau der Produktionsgebäude der Firma Papierfabrik Palm GmbH & Co. KG am Stammsitz des Unternehmens. Für die fünf Teilprojekte wurden insgesamt vier Tekla-Modelle erstellt und ca. 28.000m³ Betonfertigteile geplant und verbaut.
Koordination über das 3D-Modell
Mit dem Neubau werden drei auf dem Firmengelände in Betrieb befindliche Papiermaschinen ersetzt. Um Ausfallzeiten so gering wie möglich zu halten, wurde der Neubau in Teilabschnitten geplant. Bau-Consult Hermsdorf übernimmt für das gesamte Projekt die weitgehend komplette Fertigteilplanung sowie Teile der Tragwerksplanung und Schal- und Bewehrungsplanung.
Neben der außergewöhnlichen Größe des Projekts stellen Konstruktion und Detaillierung der hochkomplexen Knotenpunkte der Längs- und Querrahmen eine besondere Herausforderung dar. In der Zusammenarbeit mit BHM ist es eines der ersten Projekte dieses Umfangs, welches weitgehend basierend auf dem Austausch von IFC-Daten geplant wurde. Dank der exakten Modellierung gestaltete sich die Zusammenarbeit der Planungspartner hervorragend. Die Koordination erfolgte primär am 3D-Modell in Videokonferenzen mit Screen-Sharing. Auch seitens der Fertigung und Bauausführung reduzierte sich die Nachfrage nach zusätzlichen Informationen Dank detaillierter Pläne auf ein Minimum.
Tekla-Softwarelösungen im Einsatz
Alle Betonfertigteile, für die mit Tekla Structures Fertigungszeichnungen erstellt werden, werden vollständig im Modell bewehrt und mit sämtlichen Einbau- und Montageteilen versehen. Die exakte Konstruktion der Bewehrung in Zusammenhang mit der detaillierten Darstellung von Einbauteilen in Tekla, schloss eine Vielzahl möglicher Probleme durch Kollisionen bereits im Vorfeld der Fertigung aus.
Tekla Structures hat sich für BCH als verlässliches Hilfsmittel erwiesen, das auch für die Modellierung sehr großer Projekte, wie der Papierfabrik, bestens geeignet ist. Das Programm verfügt zudem über eine Vielzahl von Schnittstellen, die die Integration mit anderen Lösungen und die Zusammenarbeit mit Projektpartnern vereinfachen.
Bei BCH arbeiten normalerweise alle „unter einem Dach“, jedoch erforderten die Einflüsse der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 eine dezentrale Möglichkeit zur weiteren Projektbearbeitung. Das zuvor im Multi-User-Modus lokal bearbeitete Modell wurde kurzfristig auf die Cloud-Lösung Tekla Model Sharing umgestellt, um einen kontinuierlichen Zugriff der BCH-Mitarbeiter auf das Modell auch aus dem Homeoffice heraus zu gewährleisten.
BCH nutzt außerdem die Common Data Environment (CDE) Trimble Connect, die sich ebenfalls besonders während der Pandemie als BIM-Plattform bewährt hat. Der automatische Modellabgleich in Tekla Model Sharing aktualisiert beim Herausschreiben von Änderungen das Trimble-Connect-Modell automatisch, so dass dieses ebenfalls immer auf dem neusten Stand ist. Mittlerweile laufen alle Projekte über die Cloud-Plattform, was die Arbeit im Homeoffice stark erleichtert hat und auch von Projektpartnern zunehmend angenommen wird.
Die ungekürzte Version des Artikels erschien im Magazin BIM Spezial von Ernst & Sohn (2021).
Bildquellen: Abb. 1: BHC, Abb. 2: BHM Ingenieure, Abb. 3: BCH.