5 Ansätze wie Tragwerksplaner graue Emissionen reduzieren können
Die Europäische Union will bis 2050 klimaneutral werden. Je näher das Net-Zero-Ziel rückt, desto größer wird auch der Druck auf die Bauindustrie, umweltfreundlicher zu bauen. Konstrukteure und Tragwerksplaner können hier eine Schlüsselrolle spielen. Erfahren Sie im Artikel mehr über fünf Möglichkeiten, wie Sie den eingebetteten Kohlenstoff in Ihren Gebäudeentwürfen reduzieren können.
Wenngleich jeder einzelne seinen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten kann, sind Konstrukteure und Tragwerksplaner in einer besonderen Position, eine grünere Zukunft der Bauindustrie zu gestalten. Sie beeinflussen, wie die Gebäude von morgen entworfen und gebaut werden.
Dabei rücken zunehmend die so genannten grauen oder eingebetteten Emissionen (EN: embodied carbon) in den Vordergrund. Sie beziehen sich auf den gesamten Kohlenstoff, der bei der Herstellung der Bauprodukte, der Errichtung des Gebäudes, der Instandhaltung und bis zum späteren Rückbau des Gebäudes entsteht. Dabei wird ein erheblicher Teil des gesamten eingebetteten Kohlenstoffs eines Gebäudes bereits in der ersten Entwurfsphase festgelegt. Das Erstellen von CO₂-Modellen und die Analyse der grauen Emissionen kann hier einen wichtigen Beitrag leisten und könnte künftig sogar verpflichtend werden.
Welchen Beitrag können Konstrukteure und Tragwerksplaner also leisten, den in ihre Bauwerke eingebetteten Kohlenstoff zu reduzieren?
1. Graue Emissionen berechnen
Es mag offensichtlich klingen, aber in einem ersten Schritt sollten Sie sich ein Bild über den eingebetteten Kohlenstoff Ihres Projekts gemäß der aktuellen Planung machen. Erst dann können Sie überlegen und bewerten, wie dieser Wert reduziert werden kann.
Mithilfe eines Werkzeuges für die Berechnung der grauen Emissionen, das in Ihre 3D-Modellierungssoftware eingebunden ist, können Sie den eingebetteten Kohlenstoff Ihres geplanten Bauwerks oder einzelner Bauteile kalkulieren. So können Sie sich schnell einen Überblick verschaffen. Der frühzeitige Zugriff auf diese Daten kann einen erheblichen Wert haben. Denn damit gewinnen Sie die Zeit und Entscheidungsgrundlage, um den CO₂-Fußabdruck Ihres Bauwerks zu bewerten und effektiv zu reduzieren
2. Den Entwurf optimieren
Eine Konstruktion unter Gesichtspunkten der Ausführbarkeit, Sicherheit, Rentabilität und Effizienz zu optimieren, ist ein integraler Bestandteil der Aufgaben des Planers. Dabei spielt er zugleich auch eine wichtige Rolle bei der Reduzierung der eingebetteten Emissionen.
Nehmen wir zum Beispiel einen standardmäßigen Stahlträger oder eine Betonbodenplatte in einem Gebäude. Wenn wir das Bauteil in Bezug auf seine Effizienz im Gesamtkontext des Gebäudes bewerten, ist es möglich, dass wir es durch einen dünneren Träger oder eine dünnere Platte ersetzen können, ohne die Gesamtstabilität oder -leistung zu beeinträchtigen. Eine einfache Änderung der Konstruktion spart dabei nicht nur Zeit und Geld, sondern kann auch dazu beitragen, die grauen Emissionen des Bauwerks zu reduzieren.
3. Materialien und Entwürfe vergleichen
Um den Entwurf optimieren zu können, ist es besonders wichtig, unterschiedliche Varianten vergleichen zu können. Nur durch die Bewertung der Vor- und Nachteile verschiedener Entwurfsvarianten, Materialien, Gründungstypen und Stützenraster kann die effizienteste Lösung gefunden werden. Dies trifft auch auf den eingebetteten Kohlenstoff zu. Wenn wir unterschiedliche Entwürfe und Materialien in Bezug auf ihre grauen Emissionen visualisieren, bewerten und analysieren können, können wir einen informierten Entscheidungsprozess unterstützen, der zu einem grüneren Gebäude führt.
4. Materialverschwendung reduzieren
Materialverschwendung kann bei jedem Bauprojekt ein großes Problem darstellen. Bauteile werden gefertigt und an die Baustelle geliefert, nur um dann festzustellen, dass sie nicht verwendet werden können, weil sie mit anderen Teilen kollidieren. Die Gründe sind vielfältig, von Fehlern in der Entwurfsphase bis zur ineffizienten oder fehlerhaften Weitergabe von Informationen an Fertiger und Bauunternehmen.
Für das Projekt ergeben sich Verzögerungen für den gesamten Zeitplan. Die anschließenden Nacharbeiten und die neue Fertigung von Bauteilen können aber auch dazu führen, dass übermäßig viel Kohlenstoff erzeugt wird - Emissionen, die vollständig vermieden werden könnten.
Mit einem modellbasierten Arbeitsablauf erhalten Projektbeteiligte mehr Sichtbarkeit und Detailgenauigkeit. Planer können sicherstellen, dass die Konstruktion wie geplant ausgeführt werden kann und Konflikte oder Probleme erkannt und gelöst werden, bevor sie die Baustelle erreichen
5. Besser zusammenarbeiten und kommunizieren
Effektive Zusammenarbeit und Kommunikation sind ein "Muss" bei jedem Bauprojekt, sowohl bei der internen Kommunikation als auch bei der externen Kommunikation zwischen den Beteiligten und den Auftragnehmern. Oft sind sie entscheidend für den Projekterfolg. Lösungen für die Zusammenarbeit in Bauprojekten, wie das Cloud-basierte Trimble Connect, unterstützen und fördern diese koordinierte Arbeitsweise. Das gilt auch in Zukunft, wenn wir uns der Herausforderung nachhaltiger Bauprojekte stellen.
Es ist kein Geheimnis, dass "grünes Bauen" und die Bekämpfung des Klimawandels eine neue Denkweise erfordern. Es ist eine neue Herausforderung für uns alle, und wir alle können unseren Beitrag leisten. Die Akteure der Baubranche werden ihre Herangehensweise an Projekte ändern müssen. Eine reibungslose Kommunikation, auf einer viel breiteren Ebene als bisher, wird dabei entscheidend sein. Neue Werkzeuge wie der Embodied Carbon Calculator von Tekla können helfen, unser Wissen und unsere Erfahrung für mehr Nachhaltigkeit mit Kollegen und Projektbeteiligten zu teilen und können ein wichtiger Bestandteil dieser "grünen" Vision sein.