Bonatzbau: Boll & Partner setzt auf modellbasierte Planung und Ausführung
Im Zuge der Umgestaltung des historischen Empfangsgebäudes des Stuttgarter Hauptbahnhofs wurde die historische Empfangshalle des Bahnhofes, der Bonatzbau, teilweise abgerissen und neu gebaut. Das Stuttgarter Ingenieurbüro Boll und Partner wurde mit der Ausführungsplanung der Fassadensicherung und eines Schutzdaches beauftragt und plant die Ausführung mit der BIM-Software Tekla Structures.
Vor nahezu 15 Jahren wagte Boll und Partner den Einstieg in das Thema Building Information Modeling und hat seitdem das Thema im Unternehmen Schritt für Schritt ausgeweitet. Heute generiert die modellbasierte Planung und Ausführung Mehrwerte in allen Geschäftsbereichen und Projekten des Unternehmens und gibt Boll und Partner die Möglichkeit, sich in Bauvorhaben einzubringen, die mit konventionellen Planungsmethoden so nicht umsetzbar wären.
Tragwerks- und Ausführungsplanung mit Tekla Structures
Auch beim Projekt Bonatzbau, der denkmalgeschützten Empfangshalle des Stuttgarter Hauptbahnhofs, dreht sich die Planung ganz um das 3D-Modell. Boll und Partner hatte zuvor bereits Aufgaben der 3D-Planungen und 4D-Bauablaufplanung im Projekt Stuttgart 21, PFA 1.1 übernommen. Dieser Einsatz wurde von den Bauherrenvertetern anerkannt und so erhielt das Team von Boll und Partner auch im Projekt Bonatzbau den Zuschlag für entsprechende Leistungen.
Das Projekt war ursprünglich nicht als BIM-Projekt vorgesehen. Für Boll und Partner aber war von Beginn an klar, dass die Umsetzung aufgrund seiner schieren Größe nicht zu bewerkstelligen gewesen wäre, wenn man es nicht im 3D-Modell abgebildet hätte. Durch eine Modellierung des Bestandes anhand von Aufmaßen und Vermessungsprotokollen war eine sehr genaue Konstruktion mit minimal einzuhaltenden Stahlbautoleranzen möglich. Die 3D-Modellierung in Tekla Structures ermöglichte eine exakte Berechnung der Mengen und Kosten und machte eine verlässliche Kollisionskontrolle bei einem Projekt dieser Größe und Komplexität überhaupt erst möglich. Für den Einsatz von BIM bei diesem Projekt wurde Boll und Partner mit dem 2. Platz der Tekla DACH BIM Awards 2020 ausgezeichnet.
3D-Modell effizient nutzen
Olaf Reiner, Projektleiter Stahlbau Bonatzbau, beschreibt die Herausforderungen folgendermaßen: „Insbesondere die Baustelleneinrichtung ist beim Bonatzbau eine große Herausforderung. Wir mussten ganz genau planen wann wir was wo brauchen und wann die jeweiligen Abschnitte und Hilfskonstruktionen aufgebaut werden. In der Umgebung des Hauptbahnhofs mussten die laufenden Verkehrsströme umgeleitet werden. Allein die Bauzeit für das Schutzdach für Fußgänger beträgt sechs bis acht Wochen.“ Mithilfe des Tekla-Modells wurde unter anderem der Kranaufbau auf dem angrenzenden Arnulf-Klett-Platz untersucht. Nach Vergabe des Auftrags bietet das BIM-Modell auch für Projektpartner viele Vorteile, die so nicht nur PDFs oder dwg-Dateien erhalten, sondern das gesamte Modell. Anhand diesem lassen sich nun verschiedene Zeiträume der Ausführung darstellen.
Im Rahmen des Projekts arbeiteten die Beteiligten über ein gemeinsames Kollaborationsmodell in einer BIM-Plattform zusammen sowie anhand eines internen Tekla-Structures-Modells mit allen Referenzen. Letzteres wurde auch verwendet, um den Import und Export zu Statikprogrammen wie DLUBAL RSTAB durchzuführen. Der Austausch wurde über IFC-Modelle sowie DWG- und PDF-Zeichnungen abgewickelt.
Auch das Thema Denkmal- und Korrosionsschutz spielt beim Bonatzbau eine große Rolle. Bei bestimmten Bauteilen war ein Korrosionsschutz aus Denkmalschutzgründen nötig, um die Entstehung von Rostfahnen zu vermeiden. Das Team griff hier auf das Tekla-Structures-Modell zurück. Durch eine Strukturierung des Modells nach Teilsystemen und Attributen konnte Boll und Partner über den Tekla-Organizer schnell und unkompliziert Anstrichflächen und Gewichte für Bauteile identifizieren, die verzinkt werden mussten. Der Bauherr war begeistert.
Erfahren Sie mehr über die Erfahrungen von Boll und Partner zum Umstieg auf Building Information Modeling und den Wandel in der Baubranche.
Bild-Quelle: Boll und Partner